Cartes in Paris gelaufen

Vom 04. bis 06.November fand dieses Jahr die Cartes „Secure Connexions“ in Paris statt.

Seit 1986 gibt es die Messe nun schon, und obwohl es nie eine reine „Kartenmesse“ war, hat sie sich schon auch etwas gewandelt über die Jahre. Neben Herstellern aus den Branchen Sicherheit und Identifikation sowie Payment und Mobilität fanden sich wieder zahlreiche Lösungsanbieter aus diesen Bereichen.

Und tatsächlich nahmen die beiden letztgenannten Bereiche wohl auch den größten Raum ein. Ein paar „Große“ wie Gemalto und Morpho fehlten oder waren nur mit Meetingräumen vertreten, andere wie Samsung oder NXP kamen sichtbar verkleinert. Wohl auch um ein Zeichen bei den Kosten zu setzen.

   

Kombiniert man EMV-basierte Bezahlverfahren mit einem kontaktlosen Interface, dann braucht man Dualinterface-Lösungen. Diesem Trend folgend, bieten eine induktiv gekoppelte „Coil On Modul“-Lösung mittlerweile mehrere Firmen wie Infineon, sps, Amatech, oder Kurz an. Entsprechende Näherungsfräsen und Implantiermaschinen, welche kontaktbehaftete DI-Module verarbeiten können, gab es jedoch auch mehrfach und gehören mittlerweile zum festen Programm der meisten Maschinenhersteller.

Auffällig auch die zahlreichen Anbieter von Testtools wie Keolabs, Applus, FIME, Elitt, Arsenal etc. für Konformitätstests in ISO, für das Bezahlwesen oder speziell zu NFC, was auch Hardware wie das Smartphone einschließt.

              

Die OSPT hatte dann auch einen Workshop zu bieten, den ich gerne besucht habe. E-Ticketing ist eben auch ein internationales Thema. Zurück zu den Anwendungen also fanden sich dann auch Ingenico, Spire (die schönsten Mädels) und Pax mit großen Ständen und dem Thema mPOS. Daneben gab es aber auch Raum für andere Themen. “NFC still fails to launch”, dieser Slogan beschreibt wohl die aktuelle Situation, aber auch hier entwickelt sich was. Schaut man etwas mehr in die Tiefe, wird klar, es braucht auch Bindeglieder, wie etwa End-To-End Security für die M2M-Kommunikation, worüber man u.a. am Stand von Achelos informiert wird.

Dort hat mir ein Spruch von Lutz Martini besonders gut gefallen: “We are among us.” Und das sollte man ab und an ändern, damit die vielen guten Köpfe auf der Cartes auch vermehrt mit denen in Kontakt kommen, wo Dinge viel mehr abgehen als früher, Stichwort Industrie 4.0 und Hannover-Messe. Achso, und Sitzplätze mit Steckdosen im Zeitalter der stromfressenden Smartphones gab es auch …

Swen Hopfe

Kurzer Blick auf die Smartcard

… was nicht alles so passiert ist. Und um die große Historie soll es auch garnicht gehen. Was jedenfalls Anfang der siebziger Jahre begann und kurz danach in ersten Patenten zur mit Chip gestützten Karte von Jürgen Dethloff und Roland Moreno festgehalten wurde, war schon wegweisend. Plastikkarten gab es schon zwei Jahrzehnte eher mit dem Ausgangspunkt, in Hotels eine Kundenkarte und ein Zahlungsmittel bequem an der Hand zu haben.
Der Formfaktor Karte, gemeinsam mit dem Chip darauf, hat dann in den Achtzigern einen ganz guten Zug durch die Geschichte gemacht. Mit Telefonkarten und ersten Prozessorkarten auch. In den 90er-Jahren hatten sich dann Standards, wie eine Geldkarte, etabliert. Ende des Jahrzehnts gab es bereits einige nennenswerte Installationen mit kontaktlosen Karten. Und nun? Kontaktlose Karten sind Allgemeingut geworden. Mittels dieser Technik allerlei Formen mit Transpondern ausgerüstet. Neue Standards tragen das Ganze auch in Mobiltelefone und Tablets hinein, durch diese aktiven und mobilen Geräte eröffnen sich allerlei neue Möglichkeiten.

Mag sich einer fragen, wo die klassische Chipkarte bleibt? Die hat im Passwesen einen kleinen Siegeszug hingelegt, sei es nPA, ePass oder moderner Führerschein, auch wenn es dort nicht immer die gewohnte ISO-Form ist. Im eTicketing im Public-Transport gibt es mehr und mehr Fläche und das für klassische laminierte Karten in ec-Größe. Genauso wie bei Gesundheitskarten wie die eGK in Deutschland. Und einige Standards, wie EMV bei Bezahlkarten, kommen erst jetzt richtig in die Gänge. Dual-Interface erlebt hier eine Renaissance. Außerdem ist der flache Gutschein in Form von Karte besonders im Handel gefragt. Nicht zu vergessen, die vielen Anwendungen, die ich hier beflissentlich ignoriere. So genannte Nischen machen in unserem Metier immer noch den größten Anteil aus.

Es gibt überdies kontinuierlich technische Fortschritte, und der Singlechip auf der platzsparenden Karte ist noch immer attraktiv. Flashspeicher sind haltbarer geworden und bieten mehr Speicher auf kleinerer Fläche. Außerdem kann man „bis zum Schluss“ entscheiden, welche Funktionalität gebraucht wird, denn das Betriebssystem muss nicht mehr Teil der Chipmaske, also der Hardware sein, sondern kann später mit anderen Nutzdaten aufgebracht werden. Produktionskosten sinken, die Flexibilität steigt.

Kein Grund zum Klagen also? Es wird sich eher lang- weniger mittelfristig zeigen, wie sich entsprechender Wettbewerb zur Karte einordnet und wie deren spezielle Zukunft aussieht. Hauptsache es profitieren die Anwendungen, letztendlich die Anwender davon. Also doch noch die alte und gleichzeitig innovative Welt der Karte derzeit. Wäre ja ansonsten auch schlimm, oder?