Es tut sich also vermehrt etwas beim kontaktlosen Bezahlen in Europa. Etwas länger schon sind diverse Projekte in Asien am Laufen. Auch in Ländern, die gerne noch als Schwellenländer bezeichnet werden, wurden bereits kontaktlose Bezahlkarten herausgegeben. So wurde auch von Gemalto unlängst publiziert, dass man die erste EMV-Bezahlkarte produziert hat, die in Brasilien ausgegeben wird. So registriert man positiv auch, wenn man hört, dass dies Morpho für eine erste ungarische Bank mit Mastercard PayPass nun auch tut.
Davon hat der geneigte Nutzer in Deutschland erst einmal wenig natürlich. Ist man Anwender, sieht man das auch recht entspannt und schaut, was man im Einzelfall von seiner Bank geboten bekommt und was man im Speziellen davon hat. Ist man in der Branche tätig, darf man hingegen etwas Sorge haben darüber, ob hierzulande auch etwas in die Gänge kommt und man nicht hinten ansteht. Darüber hinaus überlegt man dann, wie das eigene Unternehmen partizipieren kann. Denn sicher ist das Ganze auch ein technologisches und wirtschaftliches Thema, allen Vorbehalten oder persönlichen Befindlichkeiten zum Trotz.
Aber auch in Deutschland tut sich doch einiges. Solcherlei Entscheidungen werden ja längst auch nicht mehr nur im nationalen Zusammenhang getroffen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass für 2012 einige Banken kontaktloses Bezahlen einführen wollen, genannt sind hier comdirect, DKB, BW-Bank, Targobank, Volkswagen Bank und die Landesbank Berlin, konkret hier die Möglichkeit, mittels PayWave von VISA bezahlen zu können. Aber kontaktloses Bezahlen „einführen“, was heißt das eigentlich? Einführen kann man mit der Ausgabe einer entsprechenden Karte nichts wirklich, wenn man dem Kunden nicht die Möglichkeit gibt, auch damit zu arbeiten. Wie sehen die Anwendungen aus? Oben genannt also PayWave und PayPass auf einer EMV basierten Kreditkarte. Das „Produkt“ soll hier aber weder die Karte oder Kartenanwendung, noch das Regalprodukt sein, was ich damit erwerbe. Vielmehr die möglichst runde und akzeptierte Lösung in meinem täglichen Umgang.
Nicht zu verachten deshalb, dass man seitens der Sparkassen eine Kooperation mit Esso und Douglas eingegangen ist, um dem Karteninhaber diverse Anlaufstellen im Einzugsgebiet bieten zu können. Hier handelt es sich um die kontaktlose Bezahlmöglichkeit über die girocard. 60 Esso-Stationen im Gebiet von Hannover, Wolfsburg und Braunschweig sollen in 2012 angebunden sein. Neben den originären Douglas-Shops sollen 700 Filialen von Thalia, Christ, Applerath und Hussel ebenfalls in 2012 diverse Terminals bieten. Man arbeitet quasi an der Akzeptanz-Front sowie bei den Nutzermedien, denn nach 1 Million Karten in 2012 stehen dann insgesamt 45 Millionen girocards zur Disposition.
Interessant dabei, dass man, ob nun Kredit- oder Debitanwendungen gefragt sind, auf Leserseite allgemein von „NFC-Readern“ spricht. Hier wird im Sprachgebrauch also kein Unterschied mehr gemacht, mit welcher Anwendung oder mit welchem Token die mobile Seite daherkommt. Das freut den Interessierten, denn hier verspricht der Sprachgebrauch zumindest auch schon die „friedliche“ Koexistenz von ganz verschiedenen Kartenlösungen und Bezahllösungen auch per Mobiltelefon. Wo wir insgesamt hinsteuern, bleibt bestimmt noch abzuwarten.
Aber zurück zu den Anfängen. Einige gute Projekte wird es in 2012 geben, der Aufbau dieser verlangt neben den bereits etablierten Kartenanwendungen auch einfach Hardware und Software vor Ort. Ingenico beispielsweise will die Verteilung entsprechender Software für Aquirer in 2012 vorantreiben und auf einen guten Stand gebracht haben, so dass diverse Terminals PayWave akzeptieren. Im Moment ist die überwiegende Mehrheit der Bezahlterminals noch lange nicht bereit für kontaktloses Bezahlen in irgendeiner Form. Aber das ist zum aktuellen Zeitpunkt auch noch ganz normal. Ich jedenfalls würde es gut finden, kleinere Beträge bis 20 oder 25 Euro so unkompliziert wie möglich begleichen zu können und bei größeren Beträgen nach wie vor die Wahl zu haben.